Das Interesse an der Regenwassernutzung wächst stetig – sei es aus ökologischen, ökonomischen oder autarken Gründen. Doch trotz des Reizes, eigenes Regenwasser zu nutzen, stellen sich viele Hausbesitzer die Frage: Welche gesetzlichen Bestimmungen müssen eingehalten werden? Gerade in Bezug auf die Wasserqualität bestehen häufig Unsicherheiten. In diesem Beitrag beleuchten wir die rechtlichen Grundlagen der Regenwassernutzung und Regenwasser trinkbar machen. Aber zuerst starten wir mit einem Exkurs in die Atmosphäre, der erklärt, woraus Regenwasser eigentlich besteht.
Regenwasser, das auf uns herabfällt, ist mehr als nur ein natürlicher Kreislauf der Erde – es erzählt eine Geschichte von Verdunstung, Wolkenbildung und atmosphärischen Wechselwirkungen. Um zu verstehen, was genau Regenwasser ausmacht, lohnt sich ein Blick auf seinen Entstehungsprozess.
Wasser verdunstet aus Ozeanen, Seen und Flüssen und steigt als unsichtbarer Wasserdampf in die Atmosphäre. Dort verbinden sich die Wassermoleküle, bis sie zu winzigen Tröpfchen kondensieren und Wolken bilden. Wenn diese Tröpfchen ausreichend anwachsen, werden sie zu schwer, um in der Luft zu bleiben, und fallen als Regen zurück auf die Erde.
Im Kern besteht Regenwasser aus reinem H₂O, das frei von Mineralien oder festen Partikeln ist – zumindest auf molekularer Ebene. Diese scheinbare Reinheit kann jedoch täuschen. Während das Wasser durch die Atmosphäre fällt, nimmt es verschiedene Stoffe auf. Gase wie Kohlendioxid, Stickstoffverbindungen oder Schwefeldioxid aus der Luft lösen sich in den Regentropfen und können seine Zusammensetzung verändern. Dieser Prozess, bekannt als atmosphärische Deposition, führt dazu, dass Regenwasser nicht überall gleich ist. In städtischen Gebieten beispielsweise trägt der Regen oft winzige Schadstoffpartikel mit sich, die aus Verkehr, Industrie oder anderen Quellen stammen.
Die chemische Zusammensetzung von Regenwasser wird massgeblich von der Umgebung beeinflusst, durch die es fällt. Während es in abgelegenen Naturgebieten meist relativ sauber bleibt, kann es in städtischen Regionen Schadstoffe aus der Luft aufnehmen, die seine Qualität beeinträchtigen. Auch Dächer tragen zur Belastung bei: Wenn Regenwasser über das Dach und das Fallrohr in den Regenwassertank fliesst, nimmt es nicht zu unterschätzende Verunreinigungen wie Vogelkot, Russ, Blätter und andere Partikel mit.
Die rechtlichen Regelungen zur Regenwassernutzung sind klar, aber oft wenig bekannt. Grundsätzlich gilt: Private Wasserversorgungen, zu denen auch die Regenwassernutzung gehört, sind in der Schweiz von den strengen Kontrollen öffentlicher Wasserversorger ausgenommen. Das bedeutet, dass die Verantwortung für die Wasserqualität beim Eigentümer liegt.
Sobald Objekt vermietet oder eine Produktion von Lebensmitteln stattfindet, ist es keine Private Wasserversorgung mehr.
Das AVSV (Amt für Verbraucherschutz und Veterinärwesen) unterscheidet bezüglich der Kontrollen drei Typen von Wasserversorgungen:
Die Lebensmittel- und Gebrauchsgegenständeverordnung (LGV) schreibt vor, dass Trinkwasser in einwandfreiem Zustand sein muss. Bei privater Wasserversorgung kommt die LGV nicht zum Tragen. Wer Regenwasser trinkbar machen möchte, muss daher besondere Massnahmen ergreifen – wie zum Beispiel die Installation eines Filtersystems.
Ein häufiges Missverständnis besteht darin, dass Regenwasser von Natur aus sauber ist. Tatsächlich wird das Wasser auf seinem Weg von der Dachrinne bis zum Regenwassertank leicht verunreinigt. Staub, Pollen und Vogelkot können die Qualität des Regenwassers beeinträchtigen.
Für die Hausnutzung – etwa zur Toilettenspülung, Gartenbewässerung oder für die Waschmaschine – reicht eine mehrstufige Filterung häufig aus. Wer jedoch Regenwasser trinkbar machen möchte, sollte in umfassendere Systeme investieren, die beispielsweise durch Membranfilter, Aktivkohle und UV-Desinfektion eine sichere Wasserqualität gewährleisten. Eine regelmässige Qualitätskontrolle ist hierbei essenziell.
Michael Weber, Bereichsleiter bei faparain, hat kürzlich das Regenwasser aus seinem Kunststofftank am Entnahmehahn der Regenwassernutzungsanlage von einem Labor testen lassen. Zusätzlich reichte er eine Wasserprobe aus der Kantine am Hauptsitz der Faserplast ein.
Die Testergebnisse waren äusserst zufriedenstellend: Das Regenwasser von Michael Weber erreichte nahezu Trinkwasserqualität. Der pH-Wert lag dabei leicht unterhalb des Grenzwertes, blieb jedoch im akzeptablen Bereich. Zwar war die Trübung etwas höher, aber die Werte der aeroben, mesophilen Keime lagen deutlich unterhalb der zulässigen Grenze. Diese Keime, die in der Umwelt vorkommen, gedeihen vor allem bei Temperaturen um 30°C. Im Gegensatz dazu lagert Regenwasser im Tank meist konstant bei einer Temperatur von etwa 10°C, was das Wachstum solcher Keime zusätzlich hemmt. Diese Ergebnisse unterstreichen, dass mit einer gut gewarteten Anlage Regenwasser eine qualitativ hochwertige Ressource für viele Anwendungen sein kann.
Besitzer privater Wasserversorgungen hegen oft Zweifel hinsichtlich der Sicherheit und gesetzlichen Konformität. Drei häufige Fragen sind:
Die Regenwassernutzung bietet eine umweltfreundliche und oft kostengünstige Alternative zur öffentlichen Wasserversorgung. Wer Regenwasser trinkbar machen möchte, sollte jedoch die gesetzlichen Vorgaben genau kennen und sorgfältig auf die Wasserqualität achten. Unsicherheiten lassen sich durch regelmässige Kontrollen und professionelle Beratung minimieren. Mit dem richtigen Ansatz wird Regenwasser zur sicheren Ressource – und das im Einklang mit den rechtlichen Anforderungen.
Regenwasser besteht im Kern aus reinem H₂O, das jedoch während des Falls durch die Atmosphäre Stoffe wie Kohlendioxid, Schwefeldioxid oder Stickstoffverbindungen aufnehmen kann. Diese Zusammensetzung variiert je nach Umgebung, insbesondere in städtischen Gebieten.
Ja, das ist grundsätzlich möglich, solange eine gesetzliche Netztrennung zwischen Regen- und Trinkwassersystem gewährleistet wird. Dadurch wird sichergestellt, dass es keine Rückflüsse ins öffentliche Trinkwassernetz gibt.
Mit der richtigen Aufbereitung – wie durch Membranfilter, Aktivkohle und UV-Desinfektion – kann Regenwasser trinkbar gemacht werden. Regelmässige Wasseranalysen erhöhen die Sicherheit und minimieren Risiken.
Private Wasserversorgungen sind nicht meldepflichtig und die Verantwortung für die Wasserqualität liegt beim Eigentümer. Sobald jedoch eine Vermietung oder Lebensmittelproduktion stattfindet, gelten strengere Vorschriften, etwa durch das AVSV.
Regelmässige Wartung des Systems und Laborkontrollen der Wasserqualität sind essenziell. Zudem sollte der Sammelbereich – wie das Dach – sauber gehalten werden, um Verunreinigungen durch Vogelkot, Staub oder Blätter zu vermeiden.